Stammpflanze: Cannabis sativa L. ssp.
indica (LAM.) SMALL et CRONQ.
/ Indischer Hanf [Fam.
Cannabaceae / Hanfgewächse].
Synonyme: Cannabis indica LAM.,
Cannabis macrosperma STOKES, Cannabis sativa
α-kif DC. Dt. Synonyme:
Haschischpflanze, Rauschhanf. Englisch: Indian Hemp.
Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Bis 5 m
hohe, windbestäubte, diözische, ein- bis zweijährige Pflanze mit lang gestielten,
3-7teiligen Blättern. Die weiblichen Pflanzen sind allgemein dichter belaubt als die
männlichen. Ihre Blütenstände, die unscheinbarer als die männlichen sind,
befinden sich in den Achseln von Laubblättern.
Verbreitung: Uralte Kulturpflanze, Heimat unsicher, evtl.
Vorder- und Mittelasien.
Droge: Getrocknete blühende oder mit Früchten versehene Zweigspitzen der
weiblichen Pflanzen.
Beschreibung der Droge: Die Droge
besteht aus den getrockneten Zweigspitzen, die neben den Blättern auch
Blüten und/oder Früchte aufweisen. Die Blätter sind häufig zerbrochen und
durch Harz mit der verblüten Ähre zu einem dichten, zusammengedrückten
Knäuel verklebt. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch zahlreiche
schmallanzettliche, am Rande eingerollte Blattstückchen, durch oft zottig
behaarte, braune Stengelteile und Früchte.
Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Haschisch, Haschischkraut,
Kif, Marihuana, Rauschhanf.
Englisch: Gallow Grass, Grass, Hashish, Indian Cannabis, Pot, Shit.
Lateinisch: Herba Cannabis indicae, Herba Cannabis, Cannabis.
Herkunft: Kultiviert in Indien, im Iran, der Türkei, Israel, N-Afrika und im tropischen Amerika.
Inhaltsstoffe: Cannabinoide: Über 60 verschiedene
Verbindungen. Bedeutungsvollste und hauptsächlich für die psychotropische
Wirkung verantwortliche Komponente ist das
δ-9-Tetrahydrocanabinol =
δ-9-THC.
Weitere Bestandteile: Etwa 0,1-0,3
% ätherisches Öl, Alkaloide, Flavonoide.
Wirkungen: Die Droge besitzt vielfältige Wirkungen.
Maßgeblich für die missbräuchliche
Verwendung verantwortlich ist die. psychotrope Wirkung, durch die ein psychischer Zustand überwiegend angenehm empfundener, entspannter Euphorie mit
traumähnlichen Abschnitten, in denen sensorische Eindrücke gesteigert oder verändert
erlebt werden können, hervorgerufen wird, der jedoch in Abhängigkeit von der Grundstimmung auch
mit negativen Empfindungen wie Angst, Panik und psychotischen Zuständen
einhergehen kann. Aus
therapeutischer Sicht potentiell von Bedeutung sind antiemetische,
antikonvulsive und analgetische Wirkungen. Nachgewiesen wurde ferner eine
Linderung der spastischen Symptomatik bei Patienten mit Multipler Sklerose.
In Tierversuchen bewirkte die Applikation von Cannabinoiden ferner einen
Schutz vor Darmentzündungen sowie eine Minderung der durch Herzinfarkte
verursachten krankhaften Vergrößerung des Herzens.
Anwendungsgebiete: Früher u. a. bei
Schlaflosigkeit, Neuralgien, schmerzhaften Rheumatismen sowie Magen- und
Darmstörungen angewendet. Heute ist auch der therapeutische Einsatz der
Droge infolge der psychotropen Wirksamkeit verboten. Entsprechend eines
kürzlich getroffenen Gerichtsurteils infolge einer Klage von fünf an AIDS,
Multipler Sklerose bzw. Morbus Crohn leidenden Patienten dürfen auch
chronisch kranke Menschen Cannabis oder Marihuana nicht für therapeutische
Zwecke anbauen oder kaufen. Unabhängig von der gesetzlichen Lage wird der
therapeutische Einsatz vielfach diskutiert und untersucht. Auf Anfrage von
FDP-Abgeordneten wurden vom Bundesgesundheitsministerium kürzlich einzelne
Anwendungsgebiete aufgelistet, bei denen die Gabe von Cannabinoiden zu
medizinischen Zwecken diskutiert wird. Dabei handelt es sich um die orale
Anwendung von THC bzw. Cannabinoiden als Antiemetikum bei Übelkeit und
Erbrechen bei chemotherapeutisch behandelten Tumorpatienten, zur
Appetitsteigerung bei AIDS- oder Tumor-Patienten und zur Behandlung der
Spastizität bei Multipler Sklerose.
Gesetzliche Bestimmungen: In Deutschland in Anlage I
des Betäubungsmittelgesetzes
als nicht verkehrsfähiges
Betäubungsmittel und damit in gleicher Weise wie "harte" Drogen
wie Heroin eingestuft. |
Literatur:
Bustami H, Schneider U, Medikament oder Droge, Pharmazeutische Zeitung 149
(2004): 906-907; Cannabis in Arzneien nicht erstattungsfähig, Deutsche
Apotheker Zeitung 144 (2004): 953-955; Gräfe K, Cannabis lindert subjektiv
MS-Symptome, Pharmazeutische Zeitung 148 (2003): 4318; Hagers Handbuch der
pharmazeutischen Praxis, Band 6, Drogen P-Z, Springer-Verlag,
Berlin-Heidelberg-New York 1994; Rall B, Cannabinoid-Rezeptoren, Schutz vor
Darmentzündungen, Deutsche Apotheker Zeitung 144 (2004): 2694; Wasielewski
S, Cannabinoide in der Medizin, Deutsche Apotheker Zeitung 143 (2003):
5692-6694; Weitlaner W, Cannabis schützt Herz nach Infakrt, Zeitschrift für
Phytotherapie 2003 (Heft 3): 109-110. |