Zur Startseite ...
Gewürznelken - Caryophylli flos [Ph. Eur. 7.0 (01/2008: 0376)]

Stammpflanze: Syzygium aromaticum (L.) MERR. & L. M. PERRY / Echter Gewürznelkenbaum [Fam. Myrtaceae / Myrtengewächse]. Synonyme: Caryophyllus aromaticus L. [Basionym], Eugenia aromatica (L.) BAILL., Eugenia caryophyllata THUNB., Eugenia caryophyllus (SPRENG.) BULLOCK & S. G. HARRISON., Jambosa caryophyllus (C. SPRENG.) NIEDENZU, Myrtus caryophyllus SPRENG. Dt. Synonyme: Gewürznägleinbaum, Jambuse, Jambusenbaum, Nagelbaum, Würznägleinbaum. Englisch: clove, cloves, clovetree.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Immergrüner, bis 12 m hoher Baum von pyramidalem Wuchs mit zahlreichen herabhängenden oder waagerecht abstehenden, stielrunden Ästen mit glatter, gelblich-grauer Rinde. Die ledrigen Blätter sind gegenständig angeordnet. Der Blattstiel ist ca. 3 cm lang, die keilförmig in den Stiel verschmälerte Blattspreite 8 cm lang und 3 cm breit, länglich-elliptisch, ganzrandig, etwas wellenförmig, oberseits längsfurchig und glänzend grün, unterseits blasser. Die bis 17 mm langen Blüten sind in endständigen, dreifach-dreigabligen Trugdolden angeordnet, in denen die mittlere Blüte in der Regel von den zwei seitlichen überragt wird. Der anfangs weißliche, dann grüne und zuletzt dunkelrote, mit zahlreichen Öldrüsen ausgestattete und aufgrund seiner kelchartigen Ausprägung als Unterkelch bezeichnete Blütenboden ist ca. 10 mm lang und 3 mm dick. An seinem oberen Ende entspringen vier kurze, ledrige, eiförmig-dreieickige, etwas abstehende und ebenfalls dunkelrote Kelchlappen. Die 4 milchweißen und rosenrot angehauchten, mützenförmig zusammenhängenden Kronblätter fallen unmittelbar nach dem Aufblühen ab. Auffälligstes Blütenmerkmal sind die zahlreichen Staubblätter, die haarförmige Staubfäden und ovale Staubbeutel besitzen. Der pfriemenförmige, schlanke Griffel besitzt eine sehr kleine, einfache Narbe. Die Frucht ist eine längliche oder elliptische, bauchige, 25 mm lange und 12 mm dicke, meist einsamige, graubraune Beere, die einen länglichen Samen enthält.

Verbreitung: Heimisch auf den zu Indonesien zählenden Molukken. Kultiviert in zahlreichen weiteren tropischen Regionen insbesondere der Alten Welt.

Droge: Die ganzen Blütenknospen von Syzygium aromaticum (L.) MERR. & L. M. PERRY, die so lange getrocknet wurden, bis sie rötlichbraun geworden sind, mit einem Mindestgehalt an ätherischem Öl von 150 ml/kg (entspr. 15 %).

Beschreibung der Droge: Die feste, insgesamt rötlichbraune Blütenknospe besitzt die Form eines kleinen, stumpfen Nagels. Sie besteht aus dem vierkantigen, stengelartigen, 10 bis 12 mm langen und 2 bis 3 mm breiten Unterkelch und 4 auseinander gehenden Kelchzipfeln, die ein kugelförmiges oder kuppelartiges, 4 bis 6 mm breites Köpfchen umgeben. Im oberen Teil des Unterkelchs befindet sich ein 2fächeriger Fruchtknoten, der zahlreiche Samenanlagen enthält. Das Köpfchen besteht aus 4 übereinander liegenden Kronblättern, die zahlreiche, nach innen geneigte Staubblätter und einen kurzen, aufgerichteten Griffel mit scheibenförmigem Nektarium an der Basis einschließen. Beim Eindrücken mit dem Fingernagel sondert der Unterkelch ätherisches Öl ab.

Geruch und Geschmack: Intensiver, charakteristischer, aromatischer Geruch und brennend würziger Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Gewürznägelein, Kreidenelken, Nägelein. Englisch: Clove, Cloves, Caryophyllum. Lateinisch: Flores Caryophylli.

Herkunft: Importiert wird die Droge aus verschiedenen tropischen Ländern, insbesondere von den ostafrikanischen Inseln Pemba und Sansibar. Je nach Herkunft Unterscheidung von Handelssorten, die makroskopisch unterscheidbar sind und auch hinsichtlich des Gehalts an ätherischem Öl Qualitätsunterschiede aufweisen. Hochwertigste Sorten sind die ostindischen-, Molukken-, Amboina- und englische Kompagnie-Nelken gefolgt von den afrikanischen = Sansibar-Nelken. Als minderwertig gelten die amerikanischen = Antillen-Nelken.

Gewinnung der Droge: Geerntet werden die voll entwickelten, aber noch geschlossenen Blütenknospen. Bester Erntezeitpunkt ist das Stadium, in dem sich die Kronblätter leicht rosa färben. Zur Gewinnung der Droge werden die gesamten Blütenbüschel von Hand gepflückt oder von den Bäumen geschlagen. Anschließend werden die Blütenknospen von diesen getrennt und auf Matten an der Sonne getrocknet, wodurch eine gleichmäßig hellbraune Droge erhalten wird. Erfolgt das Trocknen bei schlechtem Wetter ohne Sonne, erhält man ein dunkler gefärbtes und insgesamt unansehnlicheres Produkt.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt über 15 %. Hauptkomponente mit einem Anteil von 70 bis 90 % ist Eugenol, weitere in nennenswerter Menge vorkommende Bestandteile sind Aceteugenol und ß-Caryophyllen. Neben diesen drei Substanzen, die gemeinsam etwa 99 % der Bestandteile des Öls ausmachen, finden sich in geringer Menge u. a. Benzaldehyd, γ- und α-Caryophyllen (= Humulen), Caryophyllenepoxid, Farnesol, (Z)- und (E)-Isoeugenol, Limonen sowie α-Pinen und ß-Pinen. Flavonoide: Gehalt ca. 0,4 %. Insbesondere Quercetin, Kämpferol und deren 3-O-ß-D-glucoside sowie das 3-O-ß-D-galactosid und das 3,4'-O-ß-D-di-glucosid des Quercetins. In geringer Menge ferner Kämpferid und Rhamnetin. Gerbstoffe: Gehalt etwa 10 %. Überwiegend Gallussäurederivate. Identifiziert wurden u. a. das Ellagitannin Eugenin (1,2,3-Trigalloyl- 4,6-hexahydroxydiphenoyl- ß-D-glucose), Gallussäure und Ellagsäure. Triterpene: Etwa 1-2 % Oleanolsäure sowie geringe Mengen an Crataegolsäure (= Maslinsäure). Sterole: Geringen Mengen der ß-D-Glucoside von ß-Sitosterol, Stigmasterol und Campesterol. Weitere Bestandteile: Freie Glucose, Xylose und in geringer Menge Arabinose sowie ebenfalls in geringer Menge verschiedene Phenolcarbonsäuren und deren Ester wie z. B. 3- und 4-Caffeoylchinasäure, Ferulasäure, Kaffeesäure, Vanillinsäure, Syringasäure, Gentisinsäure und p-Cumarsäure.

Wirkungen: Antiseptisch, antibakteriell, antimykotisch, antiviral, lokalanästhetisch, spasmolytisch. Die antibakterielle Wirkung konnte in zahlreichen Tests gegen eine Vielzahl von Bakterien nachgewiesen werden, unter diesen orale Mikroorganismen, die als Bildner von Plaque von Bedeutung sind. Eine antivirale Wirksamkeit zeigte sich insbesondere gegen Herpes-Viren. Neben diesen Wirkungen wurden in zahlreichen pharmakologischen Untersuchungen eine Reihe weiterer Effekte nachgewiesen, die jedoch für den therapeutischen Gebrauch der Droge bislang ohne Bedeutung sind.

Anwendungsgebiete: Entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut. In der Zahnheilkunde zur lokalen Schmerzstillung.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde darüber hinaus auch lokal bei Mundgeruch bzw. äußerlich bei Schnupfen und Kopfschmerzen, Insektenstichen,. Dermatosen und Akne Jugendlicher verwendet, in Indien ferner auch innerlich bei dyspeptischen Beschwerden, Flatulenz und Diarrhoe angewendet. Wirksamkeitsnachweise durch modernere pharmakologische Untersuchungen oder klinische Studien fehlen, jedoch dürfen infolge der Inhaltsstoffe von Gewürznelken zumindest positive Effekte bei allen Indikationen erwartet werden.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Das in der Droge enthaltene ätherische Öl wirkt in konzentrierter Form gewebereizend und kann zu allergischen Haut- und Schleimhautreaktionen führen.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Anwendung erfolgt insbesondere in Form des aus der Droge gewonnenen ätherischen Öls. Bei entzündlichen Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut werden insbesondere 1- bis 5prozentige Lösungen des Öls verwendet. Zur lokalen Schmerzstillung verwendet man Zahntropfen, die bis zu 30 % ätherisches Öl enthalten. Insofern diese nicht zur Verfügung stehen, können auch ganze Gewürznelken in den Mund genommen werden und mit den Zähnen in der betroffenen Region festgehalten bzw. leicht angekaut werden, so dass das ätherische Öl aus der Droge freigesetzt wird. Zur Schmerzstillung nach Insektenstichen mehrmals täglich mit Nelkenöl im Bereich der Einstichstelle einreiben.

Sonstige Verwendung: Gewürznelken sind ein beliebtes Küchengewürz, welches insbesondere zum Aromatisieren von Lebkuchen, Obstspeisen, Wildgerichten, verschiedenen Wurstsorten und zum Einmachen verwendet wird. Ferner ist die pulverisierte Droge Bestandteil zahlreicher Gewürzmischungen wie z. B. Currys, der meisten Kräuter- und Bitterliköre und weiterer alkoholischer (Glühwein!) und alkoholfreier Getränke.


Bilder:

Der Gewürznelkenbaum ist ein immergrüner, bis 12 m hoch werdender Baum, der durch einen mehr oder weniger pyramidalen Wuchs gekennzeichnet ist (s. Abb. rechts oben). Die gegenständig angeordneten Blätter besitzen eine meist glänzende, ganzrandige, etwas wellige Spreite (s. Abb. rechts unten). Auffälligste Blütenmerkmale sind der zur Blütezeit dunkelrot gefärbte Blütenboden (Receptaculum, beim Gewürznelkenbaum auch als Außenkelch bezeichnet) sowie die zahlreichen Staubblätter (s. Abbildungen links, rechts unten und unten). In der Abbildung unten sind außerdem sehr schön die vier kurzen, eiförmig-dreieickigen Kelchlappen zu erkennen, die hier in der noch geschlossenen Blütenknospe zusammenneigen.


Literatur: Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 6, Drogen P-Z, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1994; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2002; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 223 vom 30.11.1985; Pabst G, Köhler's Medizinal-Pflanzen, Band II, Verlag Fr. Eugen Köhler, /font>Gera-Untermhaus 1888; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Teuscher E, Melzig MF, Lindequist U, Biogene Arzneimittel, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke