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Orthosiphonblätter - Orthosiphonis folium
[Ph. Eur. 5. Ausgabe, Grundwerk 2005]

Stammpflanze: Orthosiphon aristatus (BLUME) MIQ. / Katzenbart [Fam. Lamiaceae / Lippenblütengewächse]. Synonyme: Clerodendranthus spicatus (THUNB.) C. Y. WU ex H. W. LI, Clerodendrum spicatum THUNB, Ocimum grandiflorum BOLD., Orthosiphon spicatus (THUNB.) BAK., Orthosiphon stamineus BENTH.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Mehrjährige, unter günstigen Wachstumsbedingungen über 1 m hohe, ansonsten bis 60 cm hohe krautige Pflanze mit vierkantigem, kahlem bis behaartem Stengel und dekussierten Blättern. Blätter ca. 75 mm lang, kurz gestielt, eiförmig-lanzettlich, mit unregelmäßig grob gesägten bis gezähnten Rand. Blüten in mehr oder weniger reichblütigen Trauben am Ende der Seitenäste. Kronblätter hellviolett, schon nahezu weiß, bis blauviolett, mit ca. 2 cm langer Röhre und breiter Ober- sowie schmaler Unterlippe. Charakteristisch für die Art sind die langen, weit aus der Krone herausragenden Staubblätter und der ebenso lange Griffel (Name der Pflanze!).

Verbreitung: Tropisches Asien bis tropischer Teil Australiens.

Droge: Die zerkleinerten, getrockneten Laubblätter und Stengelspitzen, die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Sinensetin von 0,05 Prozent aufweisen (bestimmt mittels HPLC).

Beschreibung der Droge: Blätter brüchig, bis 7,5 cm lang und 2,5 cm breit, mit eiförmiger bis lanzettlicher, an der Basis keilförmiger, lang zugespitzter Spreite und kurzen Stielen. Die Blattspreite besitzt eine hellgraugrüne Oberseite und eine dunkel- bis bräunlichgrüne Unterseite sowie eine fiederförmige Äderung mit wenigen Seitenadern. Diese sind nur mit der Lupe zu erkennen, verlaufen zunächst nahezu parallel zur Hauptader und zweigen dann plötzlich im Spitzen Winkel ab. Der Rand der Spreite ist unregelmäßig grob gezähnt, zuweilen gekerbt und nach der Unterseite etwas gebogen. Die Stiele der Blätter sind etwa 4 bis 8 mm lang und, wie auch die Hauptadern der Spreite, meist violett gefärbt. Gelegentlich enthält die Droge auch die traubigen Blütenstände, in denen die bläulichweißen Blüten noch nicht geöffnet sind.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Indischer Nierentee, Javanischer Nierentee, Javatee.

Geruch und Geschmack: Geruch sehr schwach aromatisch, Geschmack etwas salzig, schwach bitter und adstringierend.

Herkunft: Tropisches Asien, Indonesien.

Inhaltsstoffe: Etwa 0,2 % höher methoxylierte Flavonoide mit Sinensetin als Hauptkomponente, 0,02 bis 0,06 %, überwiegend aus Sesquiterpenen bestehendes ätherisches Öl, verschiedene Kaffeesäurederivate (als Hauptbestandteil 2,3-Dicaffeoyltartrat, ferner Rosmarinsäure und 2-Caffeoyltartrat) und bis 0,2 % hochoxidierte Diterpenester vom Pimaran-Typ (u. a. Orthosiphole A und B).

Wirkungen: Diuretische Wirkung: Insbesondere in verschiedenen Studien am Menschen konnte eine Erhöhung der ausgeschiedenen Harnmenge beobachtet werden, die mit einer vermehrten Kochsalzausscheidung einher ging. Antimikrobielle Wirkung: Studien zur antimikrobiellen Wirksamkeit wurden bislang kaum durchgeführt. In einzelnen Experimenten konnte eine Hemmung von Streptococcus mutans durch einen wässrigen Extrakt und eine Wachstumshemmung verschiedener Pilzsporen durch einen wässrig-alkoholischen Extrakt beobachtet werden.

Anwendungsgebiete: Zur Durchspülung bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß.

Dosierung und Art der Anwendung: Zubereitungen einer Drogenmenge von 6 bis 12 g pro Tag entsprechend. Die Teebereitung erfolgt entweder durch Übergießen von 2 Teelöffel voll Droge (ca. 2 g) bzw. eines eine entsprechende Menge enthaltenden Aufgussbeutels mit 150 ml heißem Wasser, der nach 15minütigem Ziehen die Filtration durch ein Teesieb folgt, oder durch Ansetzen mit kaltem Wasser und mehrstündigem Ziehen. Auf reichliche Flüssigkeitszufuhr achten!

Gegenanzeigen: Nicht anzuwenden bei Wasseransammlungen (Ödemen) infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Dauer der Anwendung: Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche andauern oder periodisch wiederkehren, ist Rücksprache mit einem Arzt zu führen.


Bilder:

Orthosiphon aristatus: Die Aufnahmen entstanden im botanischen Garten von Cairns, welches an der Küste Queenslands im tropischen Teil Australiens gelegen ist. Die linke Abbildung zeigt die stattliche Dimensionen annehmende ganze Pflanze, die Abbildung halblinks blühende Zweige. Das mittlere und die rechten Bilder zeigen die traubigen Infloreszenzen mit den nahezu weißen Blüten, bei denen die langen Staubblätter besonders hervorstechen.


Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 5, Drogen E-O, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1993; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 1997; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 50 vom 13.03.1986; Europäisches Arzneibuch 1999 sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005.


© Thomas Schöpke